Schon vor etwa acht Jahren wurden die Architekturbüros GRAFT und Kleihues+Kleihues gebeten, gemeinsam für diesen Ort zu entwerfen. Es wurde eine Geschichte der ungezählten Umplanungen. Ein Gespräch mit zwei der Architekten, stellvertretend für die jeweiligen Teams: Sven Fuchs, Partner von GRAFT, und Johannes Kressner, Partner von Kleihues+Kleihues.

Was lange währt… der weite Weg zu WIEWEIL

#

räume

#

akteur*innen

Schon vor etwa acht Jahren wurden die Architekturbüros GRAFT und Kleihues+Kleihues gebeten, gemeinsam für diesen Ort zu entwerfen. Es wurde eine Geschichte der ungezählten Umplanungen. Ein Gespräch mit zwei der Architekten, stellvertretend für die jeweiligen Teams: Sven Fuchs, Partner von GRAFT, und Johannes Kressner, Partner von Kleihues+Kleihues.

Vom Kopf zur Hand: Eine der konzeptionellen Zeichnungen aus dem Hause Kleihues+Kleihues

... nicht bei Null zu beginnen, sondern das bestehende Planungsrecht als Rahmen zu nehmen. Wie war das?

Kressner: Das ging gut. Der Entwurf, der damals für das Planungsrecht Pate stand, war nur unser Ausgangspunkt. Die Auseinandersetzung mit neuen Planungsvorgaben hat zu einer Optimierung der Belichtungsverhältnisse und der Ausrichtung des Gebäudes zum Wasser geführt. Die Traufkante z.B. war eine Vorgabe der Verwaltung, das haben wir als Rahmen akzeptiert, obwohl es dazu im Team unterschiedliche Auffassungen gab. Die Verbesserungen haben wir erreicht durch die Auflösung in die „hohen Häuser“ und die bessere Durchlässigkeit, die eine Vielzahl von Ausblicken ermöglicht.

Einer der Punkte, um die es immer wieder ging, waren die Funktionsmischungen. Was war daran so schwierig?

Fuchs: Na ja, ursprünglich war maximale Nutzungsflexibilität gewünscht, es sollte möglichst nicht eingeschränkt werden, was wo passiert. Es war die Grundbedingung des Neuaufschlags, darauf zu verzichten. Wir haben also, wie man sehen kann, festgelegt, wo gewohnt und wo gearbeitet wird. Daher war das aus meiner Perspektive kein großes Thema mehr. Der Grundkonflikt bleibt allerdings bestehen: Menschen nutzen gern die Angebote solcher Orte, allerdings selten sprachlos, so dass es oft dieselben Menschen sind, die dann aber auch fordern, dass um 22 Uhr die Nachtruhe beginnen möge.

Kressner: Wichtig ist aber aus meiner Sicht auch noch, dass wir hier ein Gebäude schaffen, dass sich dennoch verändern kann. Wir haben den Anspruch, ein robustes Gerüst zu schaffen, das anpassbar ist. Wir reagieren ja heute an einem solchen Ort zum Beispiel auf den Lärm, aber wer weiß, wie sich der ändert in den kommenden Jahren und Jahrzehnten.

Fuchs: Ja, diese Frage beschäftigt mich auch sehr. Als wir das Projekt begonnen haben, haben wir uns immer wieder gesagt, wir bauen ein Gebäude für 100 Jahre. Das Interessante ist, es ist gerade mal gut 100 Jahre her, dass dieses Gebiet überhaupt großstädtisch erschlossen wurde. Und da merkt man auch, wie sich die Zeiten ändern, die ersten Gebäude hier haben der Spree den Rücken zugedreht, niemand hatte ein Interesse daran, diesen Flussraum erlebbar zu machen. Jetzt ändert sich das, wir nehmen den Fluss anders wahr, sei es, weil wir die Gebäude hin zum Wasser orientieren, sei es mit Blick auf den Uferwanderweg, der ja bei uns in der Viaduktgasse seine Fortsetzung findet.

Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Heute sind wir z.B. genötigt, uns zum Verkehrslärm der Holzmarktstraße hin abzuschotten. Heute ist das kein qualitätsvoller Stadtraum, aber wer weiß, wie sich das mit Elektromobilität, neuen Konzepten von Stadt etc. verändert.

Wo hat es noch gehakt?

Fuchs: Das war vor allem der Sockel, der, wenn man unser Projekt in Gänze betrachtet, acht Jahre lang umstritten war. Dabei wollten wir immer nur, was auch der Bebauungsplan wollte: den Spreeraum für die Bevölkerung erlebbar machen. Folgt man jedoch den Planzeichnungen des Bebauungsplans standen die Menschen irgendwann vor einer Viaduktwand. Durch unseren Sockel können die Menschen nun tatsächlich über diesen Stadtbalkon den Ausblick auf die Spree genießen.

Das ist jetzt selbst für frustrationserprobte Architekten ein herausforderndes Projekt gewesen. Wie oft, Hand aufs Herz, haben Sie gedacht: Das war’s jetzt, das bleibt für immer in der Schublade?

Fuchs: Das habe ich nie gedacht, aber manchmal wünschte ich, ich wäre Geologe, dann fiele es mir leichter, mit solchen Zeiträumen umzugehen.

Kressner: Selbst in den schlechten Phasen des Stillstands, wo man nichts mehr hörte, selbst da hatte ich immer noch eine leise Hoffnung, dass es weitergeht.

Das Konzept von WIEWEIL, ein Hub des Lernens, des Wissens. Ist das etwas, wofür sie gern den Raum, den Ort geschaffen haben?

Kressner: Absolut, es wäre ein Traum, wenn sich in unserem Gebäude alle diese Funktionen mischten. Da können wir, indem wir die räumlichen Möglichkeiten schaffen, nur einen kleinenTeil zu beitragen. Das hängt sicher auch von den Protagonisten ab, die sich hier zusammenfinden werden. Aber die Vision gefällt mir, so wie mir diese Stadtlandschaft gefällt: Ein Gebäude, das sich gegenüber der Stadt öffnet, die neu geschaffene Viaduktgasse wird für Intimität sorgen und gleichzeitig eine urbane Lebendigkeit entstehen lassen.

Graft und Kleihues + Kleihues in einem Projekt, das hielt kaum einer aufgrund der doch so unterschiedlichen architektonischen Sprachen für möglich. Und doch gibt Verständigung. Wie das?

Kressner: Klar, das ist eine Herausforderung. Aber wir haben ein gemeinsames Ziel und persönlich verstehen wir uns. In der jetzigen Phase ist es übrigens viel spannender; anfangs hätte man dem Gebäude die Zweisprachigkeit angesehen, wir haben versucht, uns nicht ins Gehege zu kommen, kümmert ihr euch um die Ecke, wir kümmern uns um diese. Aber jetzt geht es wirklich um einen Konsens, ein gemeinsames Haus – keine Angst, kleinster gemeinsamer Nenner wird es nicht werden!

Fuchs: Es gibt jetzt eine wirkliche Dualität, und ich glaube, dass da am Ende etwas Besseres herauskommen kann, als wenn jeder – wir sind ja an der Spree – in seinem eigenen Schiffchen unterwegs wäre. Hannes wird mir zustimmen, das Klischee, den Divenauftritt, die Faust auf dem Tisch schlagen, gibt es bei uns beiden nicht. Oder lass es mich so sagen: Aus tiefstem Herzen GRAFT (englisch für „aufpropfen“) – wir pfropfen hier zweierlei aufeinander und schaffen einen Hybrid, der später die positiven Eigenschaften beider Wirtsstämme miteinander vereinigt. Das ist doch toll.

Aber es gibt nur dieses eine gemeinsame Projekt?

Fuchs: Wenn wir in diesen Zeiträumen weiter zusammenarbeiten, werden wir in unserem Leben wohl nur dieses eine schaffen.

Kressner: Wer weiß…

Ein Projekt mit langer Geschichte, jetzt ein Neustart – und zwar mit der Vorgabe ...

... nicht bei Null zu beginnen, sondern das bestehende Planungsrecht als Rahmen zu nehmen. Wie war das?

Kressner: Das ging gut. Der Entwurf, der damals für das Planungsrecht Pate stand, war nur unser Ausgangspunkt. Die Auseinandersetzung mit neuen Planungsvorgaben hat zu einer Optimierung der Belichtungsverhältnisse und der Ausrichtung des Gebäudes zum Wasser geführt. Die Traufkante z.B. war eine Vorgabe der Verwaltung, das haben wir als Rahmen akzeptiert, obwohl es dazu im Team unterschiedliche Auffassungen gab. Die Verbesserungen haben wir erreicht durch die Auflösung in die „hohen Häuser“ und die bessere Durchlässigkeit, die eine Vielzahl von Ausblicken ermöglicht.

Einer der Punkte, um die es immer wieder ging, waren die Funktionsmischungen. Was war daran so schwierig?

Fuchs: Na ja, ursprünglich war maximale Nutzungsflexibilität gewünscht, es sollte möglichst nicht eingeschränkt werden, was wo passiert. Es war die Grundbedingung des Neuaufschlags, darauf zu verzichten. Wir haben also, wie man sehen kann, festgelegt, wo gewohnt und wo gearbeitet wird. Daher war das aus meiner Perspektive kein großes Thema mehr. Der Grundkonflikt bleibt allerdings bestehen: Menschen nutzen gern die Angebote solcher Orte, allerdings selten sprachlos, so dass es oft dieselben Menschen sind, die dann aber auch fordern, dass um 22 Uhr die Nachtruhe beginnen möge.

Kressner: Wichtig ist aber aus meiner Sicht auch noch, dass wir hier ein Gebäude schaffen, dass sich dennoch verändern kann. Wir haben den Anspruch, ein robustes Gerüst zu schaffen, das anpassbar ist. Wir reagieren ja heute an einem solchen Ort zum Beispiel auf den Lärm, aber wer weiß, wie sich der ändert in den kommenden Jahren und Jahrzehnten.

Fuchs: Ja, diese Frage beschäftigt mich auch sehr. Als wir das Projekt begonnen haben, haben wir uns immer wieder gesagt, wir bauen ein Gebäude für 100 Jahre. Das Interessante ist, es ist gerade mal gut 100 Jahre her, dass dieses Gebiet überhaupt großstädtisch erschlossen wurde. Und da merkt man auch, wie sich die Zeiten ändern, die ersten Gebäude hier haben der Spree den Rücken zugedreht, niemand hatte ein Interesse daran, diesen Flussraum erlebbar zu machen. Jetzt ändert sich das, wir nehmen den Fluss anders wahr, sei es, weil wir die Gebäude hin zum Wasser orientieren, sei es mit Blick auf den Uferwanderweg, der ja bei uns in der Viaduktgasse seine Fortsetzung findet.

Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Heute sind wir z.B. genötigt, uns zum Verkehrslärm der Holzmarktstraße hin abzuschotten. Heute ist das kein qualitätsvoller Stadtraum, aber wer weiß, wie sich das mit Elektromobilität, neuen Konzepten von Stadt etc. verändert.

Wo hat es noch gehakt?

Fuchs: Das war vor allem der Sockel, der, wenn man unser Projekt in Gänze betrachtet, acht Jahre lang umstritten war. Dabei wollten wir immer nur, was auch der Bebauungsplan wollte: den Spreeraum für die Bevölkerung erlebbar machen. Folgt man jedoch den Planzeichnungen des Bebauungsplans standen die Menschen irgendwann vor einer Viaduktwand. Durch unseren Sockel können die Menschen nun tatsächlich über diesen Stadtbalkon den Ausblick auf die Spree genießen.

Das ist jetzt selbst für frustrationserprobte Architekten ein herausforderndes Projekt gewesen. Wie oft, Hand aufs Herz, haben Sie gedacht: Das war’s jetzt, das bleibt für immer in der Schublade?

Fuchs: Das habe ich nie gedacht, aber manchmal wünschte ich, ich wäre Geologe, dann fiele es mir leichter, mit solchen Zeiträumen umzugehen.

Kressner: Selbst in den schlechten Phasen des Stillstands, wo man nichts mehr hörte, selbst da hatte ich immer noch eine leise Hoffnung, dass es weitergeht.

Das Konzept von WIEWEIL, ein Hub des Lernens, des Wissens. Ist das etwas, wofür sie gern den Raum, den Ort geschaffen haben?

Kressner: Absolut, es wäre ein Traum, wenn sich in unserem Gebäude alle diese Funktionen mischten. Da können wir, indem wir die räumlichen Möglichkeiten schaffen, nur einen kleinenTeil zu beitragen. Das hängt sicher auch von den Protagonisten ab, die sich hier zusammenfinden werden. Aber die Vision gefällt mir, so wie mir diese Stadtlandschaft gefällt: Ein Gebäude, das sich gegenüber der Stadt öffnet, die neu geschaffene Viaduktgasse wird für Intimität sorgen und gleichzeitig eine urbane Lebendigkeit entstehen lassen.

Graft und Kleihues + Kleihues in einem Projekt, das hielt kaum einer aufgrund der doch so unterschiedlichen architektonischen Sprachen für möglich. Und doch gibt Verständigung. Wie das?

Kressner: Klar, das ist eine Herausforderung. Aber wir haben ein gemeinsames Ziel und persönlich verstehen wir uns. In der jetzigen Phase ist es übrigens viel spannender; anfangs hätte man dem Gebäude die Zweisprachigkeit angesehen, wir haben versucht, uns nicht ins Gehege zu kommen, kümmert ihr euch um die Ecke, wir kümmern uns um diese. Aber jetzt geht es wirklich um einen Konsens, ein gemeinsames Haus – keine Angst, kleinster gemeinsamer Nenner wird es nicht werden!

Fuchs: Es gibt jetzt eine wirkliche Dualität, und ich glaube, dass da am Ende etwas Besseres herauskommen kann, als wenn jeder – wir sind ja an der Spree – in seinem eigenen Schiffchen unterwegs wäre. Hannes wird mir zustimmen, das Klischee, den Divenauftritt, die Faust auf dem Tisch schlagen, gibt es bei uns beiden nicht. Oder lass es mich so sagen: Aus tiefstem Herzen GRAFT (englisch für „aufpropfen“) – wir pfropfen hier zweierlei aufeinander und schaffen einen Hybrid, der später die positiven Eigenschaften beider Wirtsstämme miteinander vereinigt. Das ist doch toll.

Aber es gibt nur dieses eine gemeinsame Projekt?

Fuchs: Wenn wir in diesen Zeiträumen weiter zusammenarbeiten, werden wir in unserem Leben wohl nur dieses eine schaffen.

Kressner: Wer weiß…

Die Vorstellung der Architekt*innen

WieWeil Wave
TWIE
Architektur-Kachel